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64 Cannes (Teil 1)
By Dorothea Holloway | June 14, 2011
Prelude: Report by Ron Holloway aus dem Jahre 2007, 60. Festival in Cannes
“By all counts, the 60th Festival de Cannes (16-27 May 2007) will go down as one of the best in its distinguished history as the queen of international film festivals. Delegue Artistique Thierry Fremaux achieved a remarkable balance in the Competition, mixing veteran filmmakers with debutantes and blending, in particular, Asian entries with films by American mainstream and European auteur directors. Further, the Competition was backed by a high-caliber Un Certain Regard section.”
Auch über Cannes 64 ( 11-22 Mai 2011) kann ich Ron’s Lob nur wiederholen: Der Wettbewerb war bemerkenswert and was “backed by a high-caliber Un Certain Regard section.” Denn wieder war es gelungen, dass Regie-Großmeister der “Queen” die Ehre eines Besuches erwiesen: Woody Allen – Nanni Moretti – Jean-Pierre et Luc Dardenne – Aki Kaurismäk – Lars von Trier – Pedro Almodovar – Paolo Sorrentino – Alain Cavalier – Gus van Sant – Kim Ki-Duk – Emir Kusturica (in der Jury für Un Certain Regard); nur Terrence Malick war wohl nicht nach Cannes gekommen, – oder doch? Jedenfalls hat mich sein Meisterwerk The Tree of Life tief beeindruckt – ein wunderbares Werk. Danke, Terrence Malick. Und Gratulation an Kameramann Emmanuel Lubezki!
Ron und ich machten in Cannes immer ein sogenanntes “Palmen-Spiel”: ich sagte den Gewinner der Goldenen Palme voraus. Und meine Voraussage war fast immer richtig. So war es auch in diesem Jahr: als am Montag, den 16. Mai vormittags die Pressevorführung von Terrence Malicks The Tree of Life zuende war, wusste ich, das ist die Palme! In den Guide für die Press Screenings schrieb ich: Ron war dabei.
Vom ersten Bild an war ich hineingezogen in dieses expressionistische Wunderwerk, in den betörenden Rausch von Bildern, Klängen, auch Worten – Bibelworte, Szenen aus dem Weltraum, Szenen aus der Kindheit, flirrende Musik, anschwellende Musik – die Moldau – wohl fast eine Stunde gefangen von der Opulenz der Sternenbilder, eine kosmische Schöpfung: Himmel, Erde, Explosionen im All, ein Schwelgen in Planetenwelten. Nur einmal im Leben, ich war noch Studentin, hat mich ein Film so ins Mark getroffen: Les Enfants du Paradis von Marcel Carné. Einen Winter lang sah ich den Film jeden Sonntag um 11 Uhr im Dammtor-Kino in Hamburg.
Dann wird eine Geschichte erzählt, eine Familiengeschichte: fünfziger Jahre im Mittleren Westen der USA. Von den drei Söhnen stirbt der Mittlere; die liebende Mutter (bewegend Jessica Chastain) ist vor Schmerz wie gelähmt. Der strenge Vater erzieht die Söhne mit “väterlicher” Härte – gnadenlos. Es gibt Zeitsprünge und Ortswechsel, die Figurenzeichnung ist klar und einleuchtend. Mal ist der älteste Sohn Jack noch ein Schulkind, den der Vater zum richtigen Mann erziehen will, mal berichtet der erwachsene Jack wie kompliziert seine Jugendzeit war. Sean Penn als Jack ist ganz fabelhaft, unprätentiös und zurückgenommen. Unvergesslich verkörpert Brad Pitt diesen eigenartig naiv-harten Vater, der seinen Söhnen das Boxen beibringen will.
Mit einer Hymne an das Leben, betörend schöne Bilder, hatte The Tree of Life begonnen, nun wird der Untergang – Auferstehung? – beschworen: Naturbilder, verzauberte Baumkronen, ein Specht klopft an den Stamm, Paare am Strand, Abendrot, Requiemstimmung an einem verwunschenem Salzsee: eine Stimme aus dem Off: “Es gibt keinen Ort, an dem die Trauer dich nicht findet”. Ron ist immer dabei.
Note: Eine weitere Stimme zu Terrence Malicks The Tree of Life auf Gregor Sedlags Blog PHUTURAMA: http://www.phuturama.de/?p=786
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