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    “Calm at Sea” von Volker Schlöndorff. Ein Kriegsdrama

    By Dorothea Holloway | March 28, 2012

    "Calm at Sea" von Volker Schloendorff

    "Calm at Sea" von Volker Schloendorff

    Adieu, meine Freunde. This is a hymn of praise. Dies ist eine Lobeshymne! Und da würde mir auch Ron Recht geben, obwohl er manchmal meine überschwängliche Begeisterung für einen Film zu  “romantisch” nannte.

    Das Meer am Morgen von Volker Schlöndorff ist handwerlklich ohne Fehl und Tadel: das Buch so intensiv, so stimmig, informativ und auch so bewegend. Was geschah 1941 in  Frankreich, als die deutsche Wehrmacht dort Besatzungsmacht war? Schlöndorff berichtet nicht schwarz/weiß, nicht gut/böse, er protokolliert: hier sind die Besatzer, hier sind die Besetzten; hier Soldaten, hier Zivilisten; hier Deutsche, hier Franzosen. Alle leben in einer Ausnahmezeit, es ist Krieg. Will nicht jeder seine Haut retten? Natürlich gibt es auch Helden, die glaubwürdig sind und Versager, für die man Mitleid hat.

    Ein deutscher Offizier, unbewaffnet, wird von jungen Widerstandskämpfern von hinten erschossen, die entkommen können. Als Vergeltung verlangt Hitler 150 Franzosen zu erschießen, die in einem Internierungslager für Gegner der Besatzungsmacht gefangen gehalten werden. In einer der ersten Szenen zeigt Schlöndorff dieses Camp wie eine Art Ferienlager, wo die meist jungen Inhaftierten Wettrennen veranstalten. Junge Französinnen hinter einem brüchigen Zaun schauen zu und jubeln den Siegern zu. Durch die Spalten des Zaunes können sich die jungen Leute miteinander unterhalten.

    Ein junger französischer Landrat muss die Liste mit den zu erschießenden Geiseln aufstellen. Liste – es gab auch andere Listen im 2. Weltkrieg: Schindler’s Liste.

    Ohne die eine oder andere Seite zu verunglimpfen, rekonstruiert Schlöndorff das Drama aus dem Kriegsjahr 1941. Er hat zeitgenössische Dokumente eingehend studiert und auch die kürzlich entdeckten Tagebuchaufzeichnungen gelesen, die Ernst Jünger machte, als er 1941 als Hauptmann im besetzten Frankreich stationiert war. Schlöndorff konnte für die wichtigen Rollen wunderbare Schauspieler gewinnen: Ulrich Matthes ist Ernst Jünger, Andre Jung verkörpert General Stülpnagel. Beide gehören zur Deutschen Komandantur, die in einem Pariser Hotel untergebracht ist und ebenfalls Geiseln für die Erschießungsliste ausfindig machen soll. Die Wahl trifft u. a. auf den 17-jährigen Guy Moquet, ganz zurückhaltend und faszinierend: Leo Paul Salmain.

    Die Vorbereitungen für die Erschießungen hat Schlöndorff ohne Pathos, sozusagen Maßnahme für Maßnahme in Szene gesetzt. Übrigens hat General Otto von Stülpnagel, Militärbefehlshaber in Frankreich, mit Hitler verhandelt: Zunächst sollen 50 Franzosen erschossen werden. Wenn sich die Schuldigen nicht stellen, sollen weitere Gefängnisinsassen hingerichtet werden. Als die Opfer alle in einer Baracke versammelt sind, kommt ein Priester zu ihnen. Wer will, kann einen Abschiedsbrief schreiben. Der Prister wird dafür sorgen, dass die Briefe in die richtigen Hände kommen. Ernst Jünger hat die letzten Lebenszeichen später ins Deutsche übertragen. Guy Moquet’s Brief endet so:

    “Ich kann nicht mehr schreiben, ich verlasse Euch alle, alle, Dich Mama, Sesenge, Papa. Ich umarme Euch mit kindlichem Sinn. Mut. Euer Guy, der Euch liebt. Guy.” Aus: Ernst Jünger: “Zur Geiselfrage” (Klett-Cotta)

    Am Schießplatz an der Sandgrube müssen die jungen deutschen Soldaten erst mal das Schießen lernen. Sie stehen in einer Reihe, jeder bekommt eine Kugel. Es muss schnell gehen, ohne Zwischenfall, da wird nicht lang gefackelt. Der Ausbilder ist hoch motivert und professionell.

    Die Opfer werden einzeln aufgerufen, draußen warten die Lastwagen zum Abtransport. Jeder gibt dem Priester seinen Brief. Guy dreht sich im Ausgang noch mal um: “Adieu, mes amies” – Adieu, meine Freude.

    Einer der jungen deutschen Soldaten bricht zusammen. Weinend sitzt er neben den ersten Toten. Die nächste Erschießungsgruppe wird an den Pfählen festgebunden, aber nicht zu fest. Wir schauen in die Gesichter der Festgebundenen. Dann eine Totale von oben gesehen: die Toten sind an den Pfählen zusammengebrochen, Schüsse fallen. Zur Sicherheit wird jedem Opfer noch mal in den Kopf geschossen.

    Die Totale und die Schüsse werde ich nie vergessen. Regie und Buch: Volker Schlöndorff, Kamera: Lubomir Bakchev, Musik: Bruno Coulais.

    Mehr über Das Meer am Morgen im Panorama Special der Berlinale 2012 und in KINO – German Film No: 102, Seite 32.

    Topics: Film Reviews, German Film, International Reports | Comments Off on “Calm at Sea” von Volker Schlöndorff. Ein Kriegsdrama

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