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    Schilf – Alles, was denkbar ist, existiert.

    By Dorothea Holloway | April 16, 2012

    Ein dringendes Gespräch zwischen Oskar (Stipe Erceg) und Sebastian (Mark Waschke) in Schilf, courtesy X-Verleih

    Ein dringendes Gespräch zwischen Oskar (Stipe Erceg) und Sebastian (Mark Waschke) in Schilf, courtesy X-Verleih

    Die Verfilmung des Romanbestsellers von Juli Zeh in der Regie von Claudia Lehmann (Buch Claudia Lehmann und Leonie Terfort).

    Der Physikprofessor Sebastian Wittich (Mark Waschke ist einfach fabelhaft, eine Idealbesetzung), erklärt seinen Studenten die Viele-Welten-Theorie, von der er voller Leidenschaft überzeugt ist. Der Grundlagenforscher Oskar Hoyer (Stipe Erceg – see KINO No:102, Hell) “stört” diese letzte Vorlesung vor den Semesterferien; jedoch es ist nur ein Scherz unter alten Studienfreunden. Zwischen Sebastian und Oskar entwickelte sich eine lebenslange Männerfreundschaft. Beide vertreten im Fernsehen in einem Wissenschaftsmagazin ihre verschiedenen Standpunkte.

    Bis dahin habe ich von Schilf nicht viel verstanden. Die beiden professoralen Freunde sprechen ziemlich schnell, – es wird immer so “weggesprochen” – und die Materie ist mir fast völlig fremd.Vielleicht sollte man in einem Vorspann mit ein paar Sätzen erklären, was ein Paralleluniversum ist.

    Erst als wir auf freier Strecke sind, ein Auto fährt durch eine schöne Landschaft (die Kamera von Manuel Mack ist prima), fängt für mich der Film an. Das Auto fährt Sebastian, der seinen Sohn Nick in ein Ferienlager bringen will. Vorher hat er seine Frau Maike (überzeugend und sympathisch: Bernadette Heerwagen), zum Bahnhof gebracht. Maike wird einen erholsamen Urlaub verbringen, und Sohn Nick wird mit seinen Freunden im Ferienlager rumtoben, während Sebastian dann in Ruhe forschen kann. So hofft er wenigstens. Als er an einer Raststätte aufs Klo muss, Nick muss nicht, bleibt der Junge im Auto, und ist spurlos verschwunden, als Vater Sebastian wieder zurück kommt! Fürchterlich! Er ruft und sucht, rennt hin und her, ist völlig verwirrt. Sebastian versteht die Welt nicht mehr, oder ist er tatsächlich eingetaucht in eine andere Welt!?

    Am Handy  erhält Sebastian die Aufforderung, Ruhe zu bewahren, dann den Befehl “Dabbeling muss weg.” Der Alptraum will nicht enden. Als Sebastian Maike am Bahnhof abholt, seine Frau kommt früher zurück als geplant, steht da wieder der sehr alte Mann, der schon mehrmals plötzlich auf der Bildfläche erschienen ist. Als der seltsame Alte wieder auftaucht, stellt er sich vor: Sein Name ist Schilf.

    Mark Waschke sagt in einem Gespräch: “Der Professor hat sich ganz schön verrannt und dann fliegt ihm diese ganze Parallelwelten-Welt um die Ohren.”

    Zu Schilf, eine Art Psychothriller, gibt es eine lesenswerte Information mit dem Untertitel: Alles, was denkbar ist, existiert. Aus dem Gespräch mit Bernadette Heerwagen möchte ich zitieren:

    Ich glaube auch, dass es vordergründig um die Männerfreundschaft zwischen Sebastian und Oskar geht und dass Maike so etwas wie das dritte Element ist — die Frau, die sich dazwischen gedrängt hat, obwohl sie das eigentlich nie wollte. Sie wollte mit Sebastian zusammen sein und Oskar als Freund haben. Sie hat keine Ahnung von Oskars verborgenen Intentionen. Ich glaube, dass Maike im Film das vermeintliche normale Leben repräsentiert, auch so etwas wie unsere normale Vorstellung von Wahrheit. Es ist allerdings interessant, wie sehr man beim Sehen des Films mit Sebastian mitgeht. Wenn Maike von ihrer Reise zurückkehrt, kehrt mit ihr auch das normale Leben zurück, und man realisiert erst richtig, dass Sebastian in einer Parallelwelt steckt. Von da an gibt es keinerlei Sicherheit mehr.

    Auch für mich ist die Männerfreundschaft ein wichtiger Aspekt des Films und die Vertrautheit zwischen Sebastian und Oskar läßt mich an Don Carlos und Marquis Posa denken.

    Wie gesagt, die Einführung am Anfang war für mich etwas unbefriedigend, aber dann folgt ein spannender Film mit exzellenten Künstlern: Schauspielern, Kameraleuten, Komponisten in einem aufregenden Werk, in dem es um Parallelwelten geht, um Männerfreundschaft und um eine ganz normale Familie: Mutter, Vater, Kind.

    Alles weitere: Schilf im X-Verleih

    Topics: Film Reviews, German Film | Comments Off on Schilf – Alles, was denkbar ist, existiert.

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