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    Oh Boy

    By Dorothea Holloway | September 5, 2012

    Wenn ich von einem Film richtig angetan bin, wenn das Drehbuch stimmt, vor allem die Dialoge pfiffig sind, pointiert und zum Zuhören anregen, und wenn die Kamera (Philipp Kirsamer) sowohl wunderbare Close-ups wagt und dann auch wieder Landschafts-und Stadtbilder – Berlin – in Schwarzweiß spendiert, dann schreibe ich richtig gerne, wie zum Beispiel über OH BOY von Jan Ole Gerster (Buch und Regie). Und dazu ein Schauspielensemble aller erster Klasse.

    Etwa 24 Stunden begleiten wir einen jungen Mann, ein wenig ein Aussenseiter, und seinen Freund, einen Schauspieler, durch Berlin. Wir schlendern, nichts scheint geplant, es ergibt sich halt so. Wir besuchen einen Kollegen am Filmset: er spielt einen Offizier in einem Drama aus der Nazizeit. Ja, wird denn so was noch gedreht? Wir “landen” in einem Kellertheater, wo eine Schauspielerin sich am Boden wälzt und schreit. Gerade, weil es so befremdlich ist, möchte ich davon doch mal mehr sehen. Zu Anfang des Films bekommt der junge Mann von seiner Freundin den Laufpass, dann befragt ihn ein Psychologe, er besucht seinen Vater auf dem Golfplatz (grossartig: Ulrich Noethen), wird von U-Bahnkontrolleuren geschnappt und hört die letzten Worte eines alten Mannes ( zum Niederknien: Michael Gwisdek). Es ist ein Schauspielerfilm: alle sind fabelhaft, überzeugend eventuell etwas “überzogen” und platzen vor Spielfreude. Da jedoch der junge Drifter Niko Fischer so bewundernswert zuhören kann und sich nie in den Vordergrund spielt – Bravo, Tom Schilling! – können die jeweiligen Partner in den verschiedenen Kabinettstückchen getrost ein wenig übertreiben.

    Das ist höchst vergnüglich. Bravo: Regie, es ist Jan Ole Gerster’s Spielfilmdebut, Bravo: Schnitt, Anja Siemens. Es ist ein Film von Heute. Das Leben leben, ist kein Gang durch’s Feld. Oh Boy ist unterhaltsam, vergnüglich und ernsthaft.

    Topics: Film Reviews, German Film | Comments Off on Oh Boy

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