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EXIT MARRAKECH von Caroline Link
By Claudia Heinrich | November 18, 2013
Ich liebe Marokko – deswegen zog es mich eigentlich in diesen Film, obwohl ich wusste, dass es sich hier nicht um einen Reisebericht handeln sollte, letztendlich aber noch nicht einmal das übrig blieb…
Sohn Ben (Samuel Schneider) aus finanziell bestens ausgestatteter Familie, die leider wegen anderer Defizite gescheitert ist, macht sich also in den Ferien auf nach Marokko, wo sein Vater Heinrich (Ulrich Tukur) ein Theaterprojekt leitet, das in das Land nicht so recht passt, und es sich wohl hier um eine Art von ‘künstlerischem Imperialismus’ handelt. Wenig Empathie bringt dieser auch für die Menschen, die Lebensumstände und politische Belange auf. Er erlebt das Land nur in seinem Hotel und an der Wirkungsstätte seines Theaterspiels.
Vater und Sohn hatten in der Vergangenheit wenig Berührungspunkte und die Konflikte, die nun seltsamerweise sehr wortkarg ausgetragen werden, gab es in Film und Buch schon zu genüge und fast themengleich. Neigen doch Europäer offensichtlich dazu, ihre persönlichen Probleme in Ländern wie Marokko oder im Orient zu verarbeiten. Da geht es ihnen wohl wie dem Zuschauer, der es dann vorzieht, sich von der traumhaften Kulisse Marokkos ablenken zu lassen und genau an der Stelle interessiert der dramatische Höhepunkt, bestehend aus einem Autounfall und der vorhersehbaren Unterzuckerung des Sohnes Ben, überhaupt nicht mehr. Es erweckt eher bedauerliche Langeweile. Nun sind es auch diese Bilder vom wunderschönen Land mit seinen überaus hilfsbereiten und empathischen Menschen, die Exit Marrakech beherrschen und die übertrieben in Szene gesetzte Krankheit des Sohnes (Diabetes) zum Störfaktor werden lassen.
Ich persönlich hatte schon immer meine Schwierigkeiten mit den Filmen der Regisseurin Caroline Link und ihrem speziellen, leider klischeehaften Bild vom afrikanischen Kontinent. Jeder, der sich dort schon einmal länger aufgehalten hat, jeder, der ein Interesse an diesen Ländern hat, weiß es besser, unter anderem auch, dass es in Marokko keinen „Arabischen Frühling“ gegeben hat und der König Mohammed VI. von vielen geliebt, zumindest geachtet wird und Marokko ein politisch stabiles Land ist.
Die positiven Leistungen der beiden Hauptdarsteller, besonders die des Samuel Schneider, sind allerdings hervorzuheben. Von Ulrich Tukur ist der Zuschauer Qualität gewohnt und verlangt diese auch von ihm. Bei Samuel Schneider freut man sich jetzt schon auf eine noch lange, sich steigernde Schauspielerkarriere!
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