« Berlinale Wettbewerb: Jack | Home | Perspektive Deutsches Kino: Zeit der Kannibalen »
Berlinale Wettbewerb: ’71
By Doreen Butze | February 12, 2014
Es ist Halbzeit auf der Berlinale. Mittlerweile habe ich viel Licht, aber auch Schatten gesehen. Natürlich möchte ich lieber von den guten Filmen berichten.
Zuerst wäre da ’71 zu nennen. Es handelt sich um einen Film über den Nordirland-Konflikt. Yann Demange gibt hier sein Regiedebüt, und das ist richtig gut.
Gary Hook (Jack O’Connell), ein junger Rekrut der British Army, wird mit seiner Truppe nach Belfast beordert. 1971 ist dort die Lage unübersichtlich. Es stehen sich Protestanten und Katholiken gegenüber. Beide Seiten haben jeweils geheime Terrorgruppen. Hinzu kommen noch marodierende Streetgangs und Undercover-Agenten, die die verworrene Situation zu eigenen Zwecken zu nutzen versuchen. Die britischen Soldaten geraten in einem Strassenkampf und Gary wird von seiner Truppe getrennt. Nun muss er sich allein durch feindliches Gebiet kämpfen.
Regisseur Demange gelingt mit verwackelten und grobkörnigen Bildern ein authentisch wirkender Ausschnitt des Nordirland-Konfliktes in den 70er Jahren.
Dabei bewegt sich der ’71 die ganze Zeit auf Augenhöhe des Geschehens zwischen den Soldaten und den verfeindeten religiösen Gruppen. Jack O’ Connell als schwerverletzter Rekrut Hook, der von Todesangst getrieben durch die Straßen von Belfast irrt, spielt intensiv und bewegend. Der Film lebt vom starken Drehbuch, dass von Gregory Burke stammt. Es verdeutlicht die ganze Brutalität und Sinnlosigkeit des Konflikts mit teilweise drastischen Gewaltdarstellungen. Die ganze Verwirrung, Panik und Angst, die der Film zeigt, überträgt sich Stück für Stück auf den Zuschauer, der am Ende auch nicht mehr weiß welche Seite die Richtige, die Gute, ist. Die gibt es nämlich nicht im (Bürger-)Krieg.
Topics: Film Reviews, International Reports | Comments Off on Berlinale Wettbewerb: ’71
Comments are closed.