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    Perspektive Deutsches Kino: Zeit der Kannibalen

    By Doreen Butze | February 14, 2014

    Neben dem Berlinale Wettbewerb gibt es weitere Sektionen, in denen interessante deutsche Filme gezeigt werden. Einer davon ist Zeit der Kannibalen von Johannes Naber in der Perspektive Deutsches Kino.

    In austauschbaren Zimmern klimatisierter Luxushotels, rund um den Globus, verhandeln die erfolgreichen Unternehmensberater Öllers (Devid Striesow) und Niederländer (Sebastian Blomberg) über Geschäftszahlen, Strategien und Profit. Egal ob Indien, Pakistan oder — das Ziel ist verkaufen, verkaufen, verkaufen. Frei nach dem Motto: “Nach uns die Sintflut, Hauptsache wir haben Gewinn gemacht.” Die High-Performer arbeiten für “The Company” und sind getrieben vom unbedingten Willen auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Da wird ihnen die junge, engagierte Kollegin Bianca (Katharina Schüttler) vor die Nase gesetzt. Der Schock ist groß, und schon bald beginnt das verbale Kräftemessen unter den drei ehrgeizigen Consultants. In Lagos (Nigeria) erfahren sie, dass “The Company” verkauft werden soll! Die Nerven liegen endgültig blank …

    Autor Stefan Weigl schrieb das Drehbuch und ihm gelang dabei ein wahrer Geniestreich. Mit viel Zynismus gewürzt sind die Wortsalven, die sich die drei Consultants minütlich an den Kopf werfen. Ein Kammerspiel der Extraklasse, das durchgehend unterhaltsam, abgründig und bitterböse ist. In ihrer schier grenzenlosen Selbsbezüglichkeit und Überheblichkeit wird über die Krisenherde in der Welt hergezogen, Witze über Witwenverbrennungen oder Terroranschläge gerissen. Auch das Hotelpersonal ist den fortwährenden Beleidigungen, besonders von Öllers, ausgesetzt. Die einzige Sorge gilt stets der Karriere.

    Draussen indes rückt der Bürgerkrieg mit Bombenexplosionen und Gewehrsalven unüberhörbar näher, aber das Geschäft geht vor.

    Nicht einmal verlassen die drei ihre immergleichen Hotelzimmer. Vor den Fenstern lässt sich die Umwelt in der smogverseuchte Luft allenfalls schemenhaft erahnen. Aber raus in die wirkliche Welt, um Land und Leute kennenzulernen, dass will allenfalls noch Bianca. Öllers und Niederländer haben es sich schon lange in ihren klimatisierten Komfortzonen bequem gemacht. Ihr Horizont reicht nicht mehr weiter als zur nächsten Minibar.

    Nicht nur das Drehbuch ist großartig, auch die drei Darsteller brillieren in ihren Rollen. Mit viel Esprit geben sie die Businesskasper, die sich zunehmend selbst demontieren. Regisseur Nabert ist mit Zeit der Kannibalen eine wirklich kluge Dekonstruktion des Kapitalismussystems und seiner Mechanismen gelungen. Bei der Premiere gab es viel Applaus für den gesamten anwesenden Cast. Zu recht!

    Topics: Film Reviews, German Film | Comments Off on Perspektive Deutsches Kino: Zeit der Kannibalen

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