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Berlinale Special Gala: Das finstere Tal
By Doreen Butze | February 25, 2014
Ein österreichisches Hochtal in den Alpen ist der Ort düsterer Geschehnisse. Die Brenner-Familie herrscht mit großer Brutalität über die völlig eingeschüchterten Einwohner. Eines Tages, kurz vorm Wintereinbruch, kommt der geheimnisvolle Fremder Greider (Sam Riley) in das Dorf im Hochtal. Der Amerikaner, mit einem Fotoapparat bewaffnet, gibt vor, an der kargen Landschaft interessiert zu sein, sein tatsächliches Ziel aber ist ein anderes. Dann beginnt es zu schneien. Die Wege aus dem Dorf werden unpassierbar. Abgeschnitten von der Außenwelt gibt es in den Bergen kein Entrinnen …
Das finstere Tal (The Dark Valley) von Andreas Prochaska ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Thomas Willmann und wurde während der Berlinale in der Sektion Berlinale Special Gala uraufgeführt. Der österreichische Regisseur hat einen extrem stilisierten Genrefilm mit dichter Atmosphäre und großartiger Bildsprache inszeniert.
Wir tauchen ein, in einen Mikrokosmos voller Gewalt, ausgehend von der Terrorfamilie Brenner. Die Talbewohner fristen ihr bescheidenes und arbeitsreiches Leben vor der grandiosen Bergkulisse. Sie ducken sich weg, ertragen fast lethargisch und ohne Gegenwehr die Repressalien der Brenner-Brüder.
Was mit denen passiert, die doch einmal Widerstand leisteten, wird kurz aber eindringlich in Rückblenden geschildert. Prochaska erzählt eine Geschichte voller Trauer und Angst. Im Dorf herrscht gedrückte Spannung und bedrohliche Stille. Gesprochen wird nicht viel. Die Bewohner werfen sich eher wissende Blicke über die Abscheulichkeiten im Dorf zu. Mit versteinerten Gesichtern wandeln sie, Gespenstern gleich, zwischen ihren Hütten herum.
Unfähig sich zu wehren, überleben sie in der schneebedeckten Idylle der Berge und warten auf ihren Erlöser, der anscheinend in Gestalt des ebenso wortkargen Greider zu ihnen gekommen ist.
Streckenweise erinnert Prochaskas Regiearbeit an Western-Klassiker wie Sergio Corbuccis Leichen pflastern seinen Weg oder Django. Auch in Das finstere Tal wird effektvoll das Sterben in Zeitlupe, fast schon zelebriert. Die grimmige Buchadaption angesiedelt zwischen Heimatfilm und Western, voller wuchtiger Bilder und bedrückender Stimmung fesselt den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute.
Die bei X-Verleih erschienene deutsch-österreichische Koproduktion war eines meiner Highlights der 64. Berlinale. Gerade läuft der Film im Kino, schaut ihn euch an! Es lohnt sich.
Topics: Film Reviews, German Film, Misc. | Comments Off on Berlinale Special Gala: Das finstere Tal
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