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    Berlinale 2015: Was uns erwartet

    By Dorothea Holloway | February 6, 2015

    Einige Beiträge der Berlinale 2015 – vom Forum, dem Panorama und der Perspektive Deutsches Kino – konnte ich bereits schon betrachten und war angetan. Aller­dings, ein ›Obermeisterwerk‹ war nicht dabei; aber auch kein Film, von dem man sagen müsste: Was hat der in einem Programm der Berlinale verloren? Was ich sah, war vorwiegend sehr ernsthaft, manchmal deprimierend – wie die heutige Zeit –, aber handwerklich fehlerlos, vor allem bei der Kamera und den überzeugenden Darstellern. Vielleicht haperte es zuweilen am Drehbuch.

    Das Panorama ist immer für eine Überraschung gut. Die Weltpremiere von Bizarre (98 Min.) von Etienne Faure (Regie/Buch; Kamera: Pavle Savic) hat mich beeindruckt. Der Obdachlose Maurice fristet sein Dasein in Brooklyn und landet in einem ›Underground Club‹. Ich habe von solchen Clubs noch nie gehört. Die Revuen dort sind eigenartig, nicht nur spielerisch, sondern sexuell, und sie faszinieren den jungen Maurice. Die beiden Besitzerinnen des bizarren Clubs verlieben sich in Maurice, der sich ziellos durch die Stadt treiben läßt, er braucht Hilfe …

    In der Panorama Pressevorführung sah ich auch Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern von Stina Werenfels. Ich war besonders gespannt, da der Film nach einem Theaterstück von Lukas Bärfuss entstand und Lars Eidinger mitwirkte. Es gab keine Enttäuschung. Das Drama um die geistig behinderte Dora ist sehenswert.

    Und ganz besonders sehenswert im Panorama Special ist von Rosa von Praunheims Härte (Buch: Nico Woche, Jürgen Lemke und Rosa von Praunheim). Nach der Biofrafie Härte: Mein Weg aus dem Teufelskreis der Gewalt von Andreas Marquardt und Jürgen Lemke. In dem Dokudrama wirken mit: Andreas Marquardt, Marion Erdmann, Hanno Koffler, Luise Heyer, Katy Karrenbauer. Koffler, Heyer und Karrenbauer sind professionelle Schauspieler.

    Wie schön: zahlreiche Dokumentarfilme! Im Forum erleben wir in Il gesto delle mani (Hand Gestures) von Francesco Clerici in 77 Minuten wie von einem Handwerker und Künstler in einer Mailänder Bronzegießerei die Bronzefigur eines Hundes entsteht. Die Weltpremiere aus Italien macht solchen Spaß, dass man am liebsten mitmachen möchte: mischen und kneten, formen und modellieren, schleifen und polieren.

    Aus Mexiko stammt La maldad (Evilness) von Joshua Gil mit Rafael Gil Moran und Raymundo Delgado Munoz. Es ist wirklich wahr: ich habe noch nie einen schlechten Film aus Mexiko gesehen! Joshua Gil zeigt uns ein fast unauslöschliches Feuer, eine unvergessliche Landschaft im Morgennebel, wir hören Lieder von verlorener Liebe und kaputten Familien und lernen einen alten Mann kennen, der sich aufs Sterben vorbereitet und einen zweiten, der in die Stadt will, um zu leben und sich einzumischen.

    In der Perspektive Deutsches Kino sah ich Mara Eibl-Eibesfeldts Debut Im Spinnwebhaus, das mich vor allem durch seine Atmosphäre voller Magie beeindruckte. Das hat sicher damit zu tun, dass die Bildgestaltung der Meister Jürgen Jürges übernommen hatte. Die Geschichte ist gar nicht so selten. Mütter verschwinden, verlassen die Kinder, die sich dann nicht selten ganz gut zu helfen wissen, um ja nicht ›in ein Heim‹ zu kommen! Mara Eibl-Eibesfeld konnte so großartige Darsteller gewinnen, um nur Sylvie Testud zu nennen, die die überforderte Mutter verkörpert, unter Dämonen leidet und öfters »auf den Sonnenberg« muss, eine psychiatrische Klinik.

    Dieser Beitrag ist der Print-Ausgabe von KINO – German Films & International Reports No. 107 von Februar 2015 entnommen

    Topics: Film Reviews, German Film, International Reports, Misc. | Comments Off on Berlinale 2015: Was uns erwartet

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