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Taxi von Jafar Panahi
By Doreen Butze | February 16, 2015
Gleich am zweiten Tag lief der Film Taxi vom iranischen Regisseur Jafar Panahi. Offiziell darf er keine Filme mehr drehen, denn gegen ihn wurde ein 20-jähriges Berufsverbot verhängt. Trotzdem arbeitete er weiter und konnte This is not a Film (2011) und Closed Curtain, für den er 2013 bei der Berlinale den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch bekam, fertig stellen. Nun hat er trotz Arbeitsverbot auch seinen neuen Film Taxi gedreht, der auch gleichzeitig auf der Berlinale Weltpremiere hatte – und mit dem Hauptpreis des Wettbewerbs, dem Goldenen Bären, durch die Internationale Jury bedacht worden ist.
In Taxi ist Panahi quasi selbst der Hauptdarsteller und spielt, wie schon im Filmtitel angedeutet, einen Taxifahrer, der durch Teheran fährt. Er nimmt verschiedenste Fahrgäste mit und kommt mit ihnen ins Gespräch. Gefilmt wird das Ganze mit mehreren kleinen Kameras, die fast überall im Taxi befestigt sind.
Jeder der zugestiegenen Mitfahrer bringt seine ganz eigenen Probleme und Ansichten mit ins Auto. So wird gleich zu Beginn des Films über die Angemessenheit der Todesstrafe diskutiert. Später steigt Mann ein, der mit dem Verkauf von raubkopierten Filmen sein Geld verdient. Er erkennt den Regisseur natürlich sofort und gibt ihn als Geschäftspartner an. Das könnte den Verkauf der gebrannten DVDs ankurbeln. Mit einer Anwältin thematisiert er die Folgen von ständiger Überwachung und Bespitzelung. Auch Panahis 12-jähige Nichte kommt zu Wort. Sie soll für die Schule einen Kurzfilm drehen und bekam von der Lehrerin die absurden Zensurregeln fürs Filmemachen erklärt. Zum Beispiel: So darf der Film keine negativen wirtschaftlichen und politischen Themen zeigen. Außerdem soll er die Realität abbilden, aber nur die schönen Seiten davon.
Panahis Taxi ist ein kluger und gewitzter Film, der mit dieser inszenierten Taxifahrt einen interessanten und aufschlussreichen Beitrag über die Befindlichkeiten und Spannungen, besonders in der iranischen Stadtbevölkerung, bietet. Subtil und mit Humor beschäftigt sich der Regisseur auch, ganz selbstreferenziell, mit den (Un)Möglichkeit des Filmemachens vor dem Hintergund der Zensur im Iran.
Ohne großen technischen Aufwand präsentiert Panahi, äußerst effizient, ein unterhaltsames und komplexes Bild seiner Situation und das der iranischen Gesellschaft. Gleichzeitig zeigt er auch die Chancen der Demokratisierung des Filmemachens und des Verbreitens von Filmen auf, die er am eigenen Film gleich selbst demonstriert. Toll!
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